Ich war froh, als Felizia das Thema sein ließ und dachte, nun in Ruhe weiterzumachen zu können, als sie plötzlich anhielt und bat, dass ich aus dem Sattel steigen sollte. "Was? Was ist los? Hab ich was falsch gemacht?", fragte ich und wurde etwas nervös, während ich umständlich aus dem Sattel kletterte. Sofort musste ich an den Jungen von vorhin denken. Bei ihm hat das so leicht und elegant ausgesehen. Verwirrt stand ich da und sah Felizia fragend an.
(Rafael hat die Probleme gar nicht beschrieben und im Grunde auch keine gehabt...)
Ich verzog das Gesicht etwas und hatte das dringende Bedürfnis, das Thema zu wechseln. Diese Art, wie Felizia über den ihr unbekannten Jungen sprach gefiel mir nicht, zudem es in meinen Ohren so klang, als würde sie mein Urteilsvermögen aufgrund meiner Reiterfahrung herabstufen. Und was hat Reiten nun mit der Persönlichkeit zu tun?, dachte ich spitz, sprach es aber nicht aus. "Wie du meinst. Ich denke trotzdem, dass du ihn nicht zu früh verurteilen solltest", antwortete ich knapp und konzentrierte mich dabei auf Jadens Bewegungen. Die Diskussion hatte mich verstimmt. Mittelmäßig? Von wegen! Ich starrte stur geradeaus. Das Thema war für mich erledigt, ehe ich mich hier noch zu streiten begann.
Cassy hörte sich alles an, was Felizia zu sagen hatte, während sie darauf wartete, bis sie mit Jaden fertig war. Doch so ganz war sie immer noch nicht überzeugt. Nur weil man einige kannte, kannte man nicht alle, oder? "Ich weiß nicht. Er ist ein guter Reiter. Bei ihm hat das alles so leicht ausgesehen. Und nicht alle Pferde sind gleich, oder?", gab sie vorsichtig zu bedenken. Sie wollte keinen Ärger mit Felizia, immerhin kannten sie sich auch erst seit kurzem. Eigentlich mochte sie ihre Zimmergenossin und wollte es sich nicht mit ihr verscherzen. Wen hatte sie denn schon hier auf dieser Schule? "Vielleicht muss man ihn nur besser kennenlernen...", murmelte sie noch so vor sich hin und ließ sich von Feli in die Mitte des Zirkels führen. Sie mochte keine vorschnellen Verurteilungen. Der Junge war unhöflich gewesen, das stimmte, aber jeder hatte mal einen schlechten Tag und irgendwo hatte er auch recht gehabt. Er war zuerst dagewesen und hatte trainiert. Sie waren ungefragt dazugekommen. Hätten sie nicht lieber fragen sollen, ob es für ihn in Ordnung war, oder zumindest, wie lange er noch gebraucht hätte? Wenn das Pferd nervös war, dann war es nervös. Cassys Meinung nach konnte der Reiter auch nicht mehr tun, als ihm das abzugewöhnen. Und wenn das nur in Ruhe und ohne Störung ging, bitte, dann verstand sie, dass er alleine reiten wollte.
Ich fühlte mich etwas unwohl, nicht, weil ich seit langem wieder einmal auf einem Pferd saß, sondern wegen dem unangenehmen Wortwechsel von eben. "Meinst du nicht, dass du etwas zu hart zu ihm warst? Wir kennen ihn doch gar nicht und vielleicht hatte er bloß einen schlechten Tag", setzte ich vorsichtig dazu an, meine Gedanken auszusprechen und ließ mich währenddessen von Felizia korrigieren. Er war immerhin ein Mitschüler von uns und ich wollte mir nicht gleich am Anfang schon Feinde machen.
Mir blieb gar keine Zeit zu reagieren, oder gar die Situation irgendwie einzuordnen, da platzte Felizia auch schon mit allem möglichen heraus. Erstaunt und auch etwas erschrocken starrte ich meine Zimmergenossin an. Auf den ersten Blick würde man gar nicht vermuten, dass so viel Bissiges und Aufbrausendes in ihr steckte. Kurz darauf nahm sie schon Jadens Zügel und führte mich vom Platz. Mir blieb nur mehr die Zeit, dem Jungen einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen. Für meinen Geschmack war mehr gesagt worden, als hätte sein müssen.
Ich näherte mich Jaden langsam und vorsichtig und strich ihm sanft über den Hals. "Na du? Du bist schön brav, hörst du?", sprach ich leise mit ihm, wohlwissend, dass er mir nicht antworten konnte. Dann richtete ich die Aufstiegshilfe, stellte sie links von Jaden auf und achtete darauf, dass Felizia ihn auch festhielt. Ich war schon mal geritten und wusste daher, wie man richtig aufsaß - zumindest in Theorie. So elegant wie bei dem Jungen aber sah es bei weitem nicht aus. Als ich schließlich im Sattel saß, sammelte ich die Zügel auf und hielt sie voerst noch locker in der Hand. Ich pustete mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht und versuchte, wegen meines plumpen Auftritts nicht rot anzulaufen. Wieso musste er uns auch zusehen! Die Steigbügel waren etwas zu lang für mich, dass konnte sogar eine Laie wie ich erkennen, aber wie man sie richtig umstellte wusste ich nicht mehr so ganz. Und ich wollte mich nicht schon wieder zum Affen machen, weshalb ich einfach ruhig sitzen blieb.
Ich ließ Felizia mit Freuden den Vortritt und überließ ihr auch das Reden, da ich das sowieso nicht gut konnte. Insgeheim bewunderte ich den Jungen vor mir, der sich genauso leicht von seinem sichtbar nervösen Pferd schwang, wie er vorhin geritten war. Die schöne Stute band er schließlich an dem Zaun an, bevor er etwas näher trat und sagte, wie würden ihn stören. Unsicher sah ich wieder zu Felizia und wartete, was sie sagen würde.
Ich war Felizia aus dem Stall und durch den Hof gefolgt, bis wir bei einem schön gepflegten Reitplatz ankamen. Ein Junge ritt gerade einen hübschen Schimmel und ich beobachtete die zwei, während Feli den Hengst vorbereitete und sich dannan mich wandte. Meine Reitkappe hatte ich in der Hand und ich spielte gedankenverloren mit dem Verschluss. Bei dem Jungen sah das so leicht aus! "Dürfen wir hier reiten?", fragte ich @Felizia Brooks flüsternd, mit einem Kopfnicken auf den Fremden und setzte mir trotzdem schon mal den Helm auf.
Ich lächelte erfreut und erwartungsvoll, als @Felizia Brooks auf die Stallgasse hinaustrat, Jaden hinter sich herführend. "Bereit? Ich weiß nicht. Aber auf jeden Fall gespannt", erwiderte ich und wusste nicht, ob ich nervös oder aufgeregt sein sollte.
Ich wartete auf der Stallgasse, da ich mich nicht auch noch zu Felizia in die Box drängen wollte. Jaden könnte vielleicht nervös werden, wenn zu viele Leute so nah bei ihm waren. Ich beobachtete dabei die beiden Jungs in der Nähe, die bei einem schönen Pferd standen, dass offensichtlich nicht in seine Box wollte. Dann ließ ich meinen Blick wieder zu Felizia schweifen, um zuzusehen, wie sie Jaden aufzäumte.
(Oh du hast mir die Hand hingehalten? Sorryyyy, das hab ich überlesen 😅😅)
Das stimmt allerdings. Auf Mister Hastings Lachen hin antwortete ich mit einem unsicheren Lächeln. Die Hand, die er mir hingehalten hatte, hatte ich gar nicht bemerkt. Ok Felizia, ist Jaden bereit?, wandte ich mich nun wieder meiner Zimmergenossin zu und grinste leicht. Ich konnte es schließlich nicht mehr erwarten, endlich zu reiten.
Der junge Mann, nicht wirklich größer als ich, stellte sich nun vor und ich lächelte ihm höflich zu. Freut mich, Herr Hastings. Ich bin Cassiopeia Olsson. Ich wusste gar nicht, dass hier auch Kochen unterrichtet wird, antwortete ich und wandte mich dann wieder halb der Box zu, um die neugierige Nase von Jaden zu streicheln.
<< kommt von: Internatszimmer // Zimmer von Felizia und Cassiopeia
Ich war Felizia zielstrebig aus dem Schulgebäude gefolgt und dabei etwas hinter ihr geblieben. Am Hof hatte ich noch mal schnell angehalten, um eine der Katzen zu streicheln. Wie unglaublich zutraulich die waren! Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Als ich nun die Stallgasse betrat blieb ich erst einmal stehen und atmete den gut duftenden Geruch nach Heu und Pferd ein. Wie ich sah, stand Felizia bereits bei der Box eines ihrer Tiere und sprach mit einem jungen Herr, der vermutlich hier Lehrer war. Ich kam näher heran und blieb schließlich neben Felizia stehen. Abwartend betrachtete ich Jaden, der sich scheinbar bereits gut eingelebt hatte.
Du sagst es!, grinste ich auf Felizias Worten hin, doch Feli war bereits aus dem Zimmer verschwunden. Wer kann es hier nicht erwarten, hmh?, dachte ich amüsiert, ehe ich meiner Zimmergenossin folgte. Ein paar kleine Zweifel spukten zwar noch irgendwo in meinem Kopf herum, doch ich verdrängte sie schnell wieder. Mir würde ein bisschen Übung vor dem richtigen Unterricht auf jeden Fall gut tun!
Wie Felizia begann auch ich mich schließlich umzuziehen, wobei es ein Weilchen dauerte, bis ich meine alte, abgewetzte Jeans gefunden hatte, die mit ihrem schlichten Dunkelblau einer Reithose nicht mal so unähnlich sah, bloß war sie eben nicht mehr die neueste. Hier und da war sie schon mal genäht oder geflickt worden und ich wusste, dass sie etwas schäbig aussah. Aber wenigstens durfte sie gehörig dreckig werden, denn bei ihr war das schon egal. Die Chaps zog ich schließlich darüber, dann tauschte ich noch mein eng anliegendes Shirt gegen ein etwas weiteres, grünes T-Shirt und suchte meine schwarzen Gummistiefel hervor, die zumindest eine Ähnlichkeit mit echten Reitstiefeln hatten. Nachdem ich mir meinen gebrauchten Reithelm geschnappt hatte, sah ich wieder zu Felizia und konnte die Aufregung über meine erste Reitstunde wieder in meinem Bauch spüren. Zögerlich lächelte ich ihr zu. Ich wär so weit fertig, meinte ich überflüssigerweise, da ich bereits sichtlich am Sprung war.
Ich kam mit Felizia in unser Zimmer und merkte sofort, dass meine Taschen immer noch unausgepackt bei meinem Bett lagen, so, wie ich sie zurückgelassen hatte. Wäre echt toll, wenn jetzt alles bereits im Kasten verräumt wäre..., dachte ich etwas missmutig, aber da Felizia so enthusiastisch begann, ihren Koffer zu durchwühlen, machte ich mich ebenso daran, meine Reitsachen aus der Sporttasche zu suchen. Na dann mal los, murmelte ich, während ich meinen Reithelm und die halbhohen Stiefel hervorkramte. Dazu noch die alten Chaps, die ich über meine abgenutzte Jeans ziehen würde, da eine richtige Reithose zu teuer gewesen war. Als sich Feli begann umzuzuziehen, folgte ich ihrem Beispiel zögerlich. Sie war vollkommen ausgestattet und ich... Irgendwie war mir das ein wenig peinlich.
Ich folgte Felizia zum Wegräumen unserer Tabletts und konnte es gar nicht mehr erwarten - bis Felizia das Umziehen erwähnte. Plötzlich war es mir etwas peinlich, dass ich fast überhaupt nichts hatte, was irgendwie professionell wirken würde. Ich...ähm...klar! Klingt gut. Also... gehen wir?, druckste ich etwas herum und versuchte, wieder mehr Freude in meine Stimme zu stecken. Ich bin eine totale Anfängerin! Und dazu hätte ich noch nicht einmal das Geld, mir anständige Reitsachen leisten zu können... Felizia hat bestimmt alles! Ich warf meiner Freundin einen kurzen flüchtigen Blick zu, ehe ich mich gleich darauf in Bewegung setzte um ins Zimmer zu gehen.
>> geht zu: Internatszimmer // Zimmer der Mädchen // Zimmer von Felizia und Cassiopeia
05.06.2021 21:04
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