Mit energischen Schritten führte ich Nox am Führzügel hinter mir auf den Reitplatz. Ich war noch ganz alleine und das passte mir auch nur zu gut. Mit Zufriedenheit erkannte ich, dass die Sprünge noch genauso aufgebaut waren wie beim letzten Mal, lediglich die Stangen waren etwas zu hoch, um damit anzufangen.
Ich ging mit meinem Pferd bis in die Mitte des Platzes und zog ihm dann die Zügel über den Kopf. Kurz noch tätschelte ich seinen Hals, bevor ich mich von Noctis entfernte, um die Sprünge etwas niedriger zu machen. Es mochte vielleicht unverantwortlich wirken, sein Pferd einfach so unangebunden stehen zu lassen, doch auf Nox konnte ich mich verlassen. Würde ich das mit Ferox machen, wäre sie schon auf und davon.
Der schwarze Hengst allerdings stand ganz entspannt am Reitplatz, hatte den Kopf etwas gesenkt und schnaubte hin und wieder einmal, als würde er mich auffordern, mich zu beeilen.
Nach dem ich die Gymnastikreihe angepasst hatte, holte ich vom Reitplatzrand noch drei Cavalettistangen und legte sie vor die Kreuzsprünge sowie vor die kleine Kombination.
Dann ging ich zurück zu meinem Pferd, dass brav auf mich gewartet hatte und rückte noch kurz die Satteldecke zurecht. Man konnte sagen was man wollte, doch in Sachen Reiten war ich ein absoluter Perfektionist. Denn nur wenn alles perfekt war, würde das Training gut laufen.
Mit meinem linken Fuß angelte ich nach dem Steigbügel, was nicht einmal für mich wirklich einfach war, denn Nox war ein großes Pferd. Mit seinen 1,77m Stockmaß war sein Rücken somit schon größer als ich.
Dennoch schaffte ich es nach wenigen Augenblicken mich in den Sattel zu schwingen und nahm sofort die Zügel auf. Mit leichtem Schenkeldruck forderte ich mein Pferd dazu auf, im Schritt ein paar Runden zu gehen. Mir war es sehr wichtig, dass ich meine Pferde genügend aufwärmte und sie nicht quasi aus dem Stand über Sprünge jagte, denn das war nicht gut für sie. Ich konnte auch die Leute nicht verstehen, die ihre Pferde bereits mit zwei bis drei Jahren einritten, nur damit sie mit vier bereits voll funktionstüchtig waren. Das war einfach nur Tierquälerei!
Nach einigen Runden blieb ich kurz stehen, um nachzugurten, dann begann ich zu traben und ritt ein paar mal die Gymnastikreihe.

Ich führte Leatus um den Platz. Sie war so angespannnt und voller Energie, das ich mich nicht traute, sie direkt auf den Platz zu bringen. Ich sah einen anderen Schüler und grinste breit. Meine Haare waren zu einem hohen Zopf gebunden, ich trug eine hellrote Hose mit schwarzen Stiefeln und einem pinken Sportshirt, welches Bauchfrei war. Laetus hatte wie immer einen Rennsattel auf, dessen Steigbügel aber viel lockerer saßen. Ich kraulte die Stute sanft und führte sie schließlich auf den Platz.

Ich ritt die Gymnastikreihe nun sicher schon zum vierten Mal, als Nox plötzlich vor dem letzten Sprung, einem Steilsprung, Halt machte und die Hufe in den Sand rammte. Er tat so, als würde er vor dem Hindernis scheuen, dann aber wandte er den Kopf zum Reitplatzrand und spitzte die Ohren. Ich folgte seinem Blick und erkannte sofort was mein Pferd abgelenkt hatte. Ein Mädchen (Geneviève) stand dort und hielt eine schöne Stute am Zügel. Sie wirkte etwas angespannt, als könnte sie vor lauter Energie nicht still stehen.
Ich seufzte. Das hatte mir jetzt echt noch gefehlt. Ich versuchte, Nox wieder aus seinen Gedanken zu mir zu holen und wollte ihn am Sprung vorbeilenken, doch mein Pferd hatte andere Pläne.
Laut und voller Freude wieherte er dem Mädchen und der Stute zu und ich verdrehte die Augen.
Casanova!, murmelte ich und fasste die Zügel etwas kürzer, sodass er endlich reagierte.

Sofort blieb Leatus stehen und spitzte die Ohren. Ich musterte belustigt die beiden und wunk dann einfach voller Freude. Hi hoo meinte ich fröhlich und Leatus tänzelte unruhig hin und her, schnaubte als Begrüßung den Hengst an und scheute dann aber. Es war ihr Zeichen für mich, das sie endlich rennen wollte. Jedoch konmte ich nicht immer direkt auf die Bahn schicken, also wollte ich sie heute zum Anfang einfach mal etwas entspannt auf dem Platz laufen lassen.

Ich hatte es endlich geschafft, Nox an dem Steilsprung vorbeizureiten und spürte bereits förmlich, wie er in die Richtung der Stute zog. Schon allein aus diesem Grund lenkte ich ihn energisch in die andere Richtung und mit einem widerwilligen Schnauben tat er schließlich, was ich von ihm verlangte. Ich ließ ihn eine ganze Runde im Schritt gehen, bis wir schließlich fast bei dem Mädchen und ihrem Pferd angekommen waren.
Penibelst achtete ich darauf, dass Nox ja nicht schneller wurde, je näher wir den Neuankömmlingen kamen, auch wenn er es ein paar Mal versuchte. Schließlich gab er aber nach und trottete brav im Schritt am Zaun entlang. Kurz vor den beiden zog ich etwas am Zügel und brachte Nox zum Stehen.
Misstrauisch beäugte ich das Mädchen von oben bis unten und sofort sank meine Laune, weil es mir missfiel, dass sie gesehen hatte, wie Noctis verweigerte.

Ich lächelte unbeirrt. Ich stieg einfach auf Lae und saß mit einem heftigen Plumps, welchen ich nur halb abfangen konnte, auf. Denn mit einem mal sprang Lae nach vorn und schien völlig außer sich. Ich seudte schmunzelnd. Entschuldige meinte ich kichernd zu dem Jungen und ließ Lae im Schritt langsam los laufen. Doch Lae versuchte immer wieder los zu preschen. Ich hatte alle Hände voll zu tun. Ich sollte aufhören, zu versuchen dich runter zu bringen seudzte ich belustigt. Ich bin übrigens Genevieve stellte ich mich dem Jungen nebenbei vor, als ich wieder an ihm vorbei kam. Ich hielt Lae an und sie legte die Ohren an. Sie schien wütend. Doch das musste sie jetzt mal abkönnen.

Ich verzog das Gesicht kurz, als das Mädchen so unelegant aufstieg und sich in den Sattel fallen ließ. Das arme Pferd. Es machte auch gleich einen Satz nach vorne und wollte wohl davon preschen, doch sie hatte die Stute schnell wieder unter Kontrolle. Auf ihre Entschuldigung hin konnte ich nur sanft den Kopf schütteln, doch das Mädchen war schon im Begriff loszureiten.
Nach dem sie eine Runde geritten war hielt sie erneut neben mir an und stellte sich vor.
Geneviève...Eine Französin?, überlegte ich in Gedanken, bis mir in den Sinn kam, dass ich vielleicht mal etwas sagen sollte. Nox fand in der Zwischenzeit die Stute wesentlich interessanter als mich.
Rafael, antwortete ich etwas wortkarg und versuchte den Kopf meines Pferdes wieder nach oben zu zerren.
Ist sie ein Rennpferd?, fragte ich dann doch noch nach, weil mir die Energie und die Unruhe des Pferdes aufgefallen war.

Ich nickte Ja ist sie. Wenn sie das erste mal am Tag raus kommt, kann ich nicht mal ordentlich aufsitzen...so wie eben meinte ich lachend und Lae spitzte die Ohren. Sie heißt übrigens Laetus meinte ich strahlend und musterte beide. Freut mich übrigens Raffi kicherte ich und versuchte Lae ruhig zu halten...kein einfaches Ding.

Ich legte meinen Kopf etwas schief und musterte die Stute eingehend. Sie schien aus einer guten Zucht zu stammen. Ich schätzte sie auf ein Vollblut.
Und was machst du dann hier?, fragte ich, zugegeben etwas unhöflich, nach. Allerdings würde ich keine Ruhe beim Springen haben, wenn so ein hyperaktives Pferd und eine aufgedrehte Reiterin hier herum hüpften - und dann auch noch in Kombination!
Mein Blick schweifte wieder zu dem Mädchen namens Geneviève zurück, als sie mich Raffi nannte.
Mein Name war Rafael, erinnerte ich sie etwas distanziert.

Ich tätschelte meine Stute ich will sie dazu bringen, ruhiger zu werden. Es ist extrem schwierig mit ihr zu Trainieren erklärte ich ihm und runzelte die Stirn, immernoch grinsend. raffi klingt aber schöner meinte ich ungerührt. Ich kraulte Lae und sie wurde etwas ruhiger. Lust auf einen Ausritt? fragte ich Raffi und grinste breit.

Das allerdings ist eine gute Idee!, dachte ich spöttisch, als Geneviève meinte, sie würde ihre Stute beruhigen wollen. Die schien ja das reinste Nervenbündel zu sein.
Fast schon schlimmer als Ferox! Aber eben nur fast. Denn Ferox war nicht einfach nur energiegeladen, sie war wild und ungestüm.
Das glaub ich dir aufs Wort!, meinte ich deshalb trocken. Als sie wieder auf meinen Namen zu sprechen kam, kicherte sie doof.
Da ich Nox nun sowieso schon genug aufgewärmt hatte schwang ich mich vom Sattel und baute mich vor Geneviève auf.
Nagut. Rafa, meinte ich und hielt ihr ganz meiner Erziehung nach förmlich die Hand zum Gruß hin.
Irgendwie irritierte sie mich mit ihrem fröhlichen Auftreten, dass ich mich nicht weiter über den Spitznamen ärgern wollte.
Ausreiten? Kennst du dich hier denn aus?, wollte ich dann wissen, da ich selbst erst seit ungefähr einer Woche hier an dieser Schule war.

Ich lachte hell okay Rafa. Damit kann ich leben. Nenn mich einfach Vivi oder wie es dir gerade passt!! meinte ich verdammt gut gelaunt. Dann nickte ich mehrmals, schnell. Ich bin seit 2 Jahren hier. Komm ich zeig dir aaaaaaaalles meinte ich und stieg nur halb ab, hing auf Lae rum und gab ihm die Hand. Hierbei war meine Stute erstaunlich ruhig.

Schön, dass du damit leben kannst!, dachte ich leicht sarkastisch, behielt es aber für mich, ehe sie schon fortfuhr.
Vivi? Das klang, als würde ich nach einer Katze rufen! Ich grinste leicht, sagte aber immer noch nichts. Diese Geneviève schien ja super gut gelaunt zu sein. Na gut. Wieso nicht. Vielleicht hatte sie ja einen Grund, oder sie liebte es einfach, sich zum Affen zu machen.
Dann erklärte sie mir, dass sie bereits seit zwei Jahren hier war und das beeindruckte mich nun doch ein wenig. Sie musste sich bestimmt überall auskennen. Das kam mir eigentlich ziemlich gelegen, denn außer dem Stall und den Reitplätzen war ich noch ein wenig hilflos hier - auch wenn ich das niemals zugeben würde.
Ich lächelte ihr halb zu, als sie sich von ihrem Pferd runterhängen ließ um mir die Hand zu schütteln.
Wenn du ausreiten willst solltest du vielleicht mit deiner Stute wo hin, wo es eine ausgiebige Galoppstrecke gibt, schlug ich vor und tätschelte dann Nox' Hals. Ganz abgeneigt war ich nicht, die Umgebung zu erkunden. Vor allem nicht auf einem Pferderücken. Doch eigentlich wollte ich ursprünglich trainieren...
Wie wär's, wenn du mir vorher hilfst den Parcours höher zu stellen?, fragte ich sie, da es echt viel Arbeit war, das alleine zu machen und nach jeder Runde erneut abzusteigen.

Ich nickte die Stelle klappern wir als erstes ab mwinte ich grinsend und nickte dann erneut. Klar gern sagte ich, stieg ab und band Lae an. Ich tätschelte sie und wartete dann.