Ich erwiderte die Umarmung sofort und lächelte Masch dann sanft an, Aber natürlich tue ich das. Dann entfernte ich mich auch schon wieder, nickte Jace und den anderen zu und verließ den Saloon, um in Richtung der Galgen zu spazieren.

Mit möglichst breiten Schritten marschierte ich zu dem ausgemachten Ort, meine Hand immer in der Nähe meiner Waffe, mein Blick in allen Ecken und Wänden, nur damit ich mich nicht überraschen ließ. Clayton stand tatsächlich schon dort, gelehnt an eine Mauer und schnupfte gerade eine Ladung Tabak. Er spuckte sofort auf den Boden, als er mich sah. "Ich dachte schon du kommst nicht, Everlis.", meinte er und fletschte seine Zähne, was mich nur unbeeindruckt eine Augenbraue hochheben ließ. Ich stellte mich breitbeinig hin,ungefähr zehn Schritte von ihm entfernt, perfekt geeignet für ein Duell. Du kannst es dir noch anders überlegen, Clayton., meinte ich ernsthaft, denn ich wollte niemanden töten, schon gar nicht wegen einer dummen Herausforderung. "Mach hier mal keinen Rückzieher, stellvertretender Anführer, nur einer von uns verlässt heute diesen Ort lebend, so wars abgemacht." Ich seufzte und nickte, er steckte seinen Tabak weg und wandte sich mir zu, seine Hand ebenfalls in der Nähe seines Revolvers. Bei einem Duell auf Leben oder Tod wurde oft mehr als ein Schuss abgegeben, bis ein Kontrahent getroffen war. Manchmal wurde auch keiner getroffen und der Streit galt trotzdem als beigelegt, aber Clayton schien anderer Überzeugung zu sein. Ich schob meine Hut ein wenig tiefer und machte noch einen Schritt auf ihn zu, ohne allerdings zu bemerken, dass sein Kumpel, in dem Moment direkt hinter mir aus dem Schatten trat, seine Waffe direkt auf meinen Rücken gerichtet, bereit abzudrücken, den Moment, als ich zu meiner Waffe griff.

Ein Schuss hallte durch die stille Nacht und ein zweiter direkt danach. Ich gefror in meinen Bewegungen, die Augen auf Clayton gerichtet, wie er durch einen Schuss in die Brust zu Boden ging. Meine Augen waren weit aufgerissen und ich rechnete schon beinahe damit, dass der andere Schuss für mich gedacht war, so knapp wie er hinter mir gehallt hatte. Aber ich spürte keine Wunde, keinen dumpfen Schmerz und als ich an mir herabsah, erkannte ich, oh Wunder, nichts. Kein Blut, kein gar nichts. Ich wirbelte also herum, meinen Revolver gezogen, und konnte eine Blutlache erkennen, einen anderen Banditen, am Boden, erschossen, die Waffe noch in der Hand. Meine Brust zog sich zusammen bei dieser unehrenhaften Vorstellung und ich verstand plötzlich, warum Clayton denn so überzeugt von sich gewesen war. Doch wer war der andere gewesen, der mich gerettet hatte? In den Schatten konnte ich ganz schwach eine andere Figur erkennen, Rauch stieg noch aus der Schusswaffe auf und ich zitterte ein wenig, bei dem Gedanken wie knapp ich gerade dem Tod entkommen war. Zeig dich., forderte ich die Person auf und trat ebenfalls in die Schatten, wo ich vor einer Person mit einer Größe landete, die unverkennbar waren, zusätzlich mit dem Sheriffstern, der in der Nacht im Mondlicht noch glänzte. Meine Hände zitterten ein wenig, während ich meinen Revolver wegstecke, wenn er mich auch erschießen wollte, hätte er es schon längst getan. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, während ich noch einen Schritt auf ihn zumachte, meine Augen nach oben gerichtet. Er hatte mir mein Leben gerettet. Warum?

Ich trat noch einen Schritt auf ihn zu, während eine meine Hände kurz zu Fäusten ballte, unzufrieden mit der Antwort, meine Augen blitzten herausfordernd auf, während ich leicht grinste, Solltest du mich nicht verhaften? Auch wenn ich nur deutete, konnte man wohl deutlich bemerken, dass ich hier gerade meinen Schock überspielte, während ich mich mit meinem Kopf voraus in eine andere Situation stürzte. Aber es war nur die Wahrheit, solche Duelle waren schließlich nicht erlaubt und ich wollte sehen, wie der Sheriff darauf reagieren würde.

Misstrauisch funkelte ich Hearthstone an, bevor ich mich noch ein Stück nach vorne lehnte. Einen Moment starrte ich ihn intensiv an, als wollte ich herausfinden, was in seinem Kopf vorging, bevor ich wieder einen Schritt zurück machte. Danke., deutete ich schließlich und sah ihn nun mehr unsicher als misstrauisch an. Ich wusste nicht, was ihm das ganze hier brachte, hoffte darauf, dass es nur eine eitle Angelegenheit von Ehre und Schuld war, nicht mehr. Ich verstehe es nicht. Aber danke.

Dass ich nicht darüber reden sollte, war klar, es hätte mir doch sowieso niemand geglaubt, also nickte ich einfach, hielt dann aber bei seinem anderen Satz inne. Zwar war es eine kühle Nacht, aber wirklich kalt war mir nicht, immerhin trug ich einige Schichten, wie Hearthstone eigentlich auch. Ich deutete zuerst auf die beiden Männer, die tot am Boden lagen. Sie haben sich gegenseitig getötet., deutete ich, denn das war das, was ich meinen Kumpels und Masch erzählen würde, sowie allen anderen, schließlich waren Ungereimtheiten unter Banditen wirklich nichts ungewöhnliches. Dann machte ich allerdings etwas, das man wirklich nur als Kurzschlussreaktion bezeichnen konnte, denn ich streifte mir meine Jacke ab und legte sie dem deutlich größeren Mann um die Schultern, wozu ich mich auf die Zehenspitzen stellen musste. Dann sah ich ihn an, ganz nachdem Motto "So, jetzt ist dir nicht mehr kalt, hör auf dich zu beschweren", während mir gleichzeitig die Röte in die Wangen stieg, aber zum Glück war es dunkel.

Das war definitiv mein Stichwort, denn um ehrlich zu sein hatte ich erwartet, dass er mich dafür schlug oder nach mir trat oder etwas ähnliches. Ich nickte also sofort und rannte beinahe in Richtung Saloon, ich war mir ziemlich sicher Masch hatte sich Sorgen gemacht und ich wollte mich noch verabschieden und eine Gute Nacht wünschen, nachdem ich mir wohl kaum ein Zimmer nehmen würde. Ich platzte also durch die Schwingtür und ging dann lässig an den Tresen, während meine Banditen pfiffen und ein paar klatschten, Jace grinste nur und klopfte mir im Vorbeigehen auf den Rücken.