Ich nickte zustimmend. "Das ist richtig. Nur weil ein Pferd aus erfolgreicher Zucht stammt, heißt es noch lange nicht, dass es auch das Talent besitzt. Ich habe schon viele Pferde erlebt, die in den Disziplinen, aus dessen Zuchtlinie sie stammten, nicht zu gebrauchen waren. Dafür konnten sie sich aber umso mehr in anderen behaupten." Ich persönlich war kein Verfechter davon, dass die Pferde die Disziplinen ausüben sollten, die ihr Besitzer oder Reiter mit ihnen bestreiten wollte. Schließlich soll der Reitsport allen Spaß machen, sowohl Mensch als auch Pferd. "Zum Glück hatten wir einen so harten Fall hier noch nicht, doch kann es immer das erste Mal sein. Allerdings denke ich, dass unsere Betreuung hier, wie Masch bereits gesagt hatte, dazu führt, dass sich solche Fälle schnell auflösen."
Ich nickte bei Maschs Worten. "Sie sind alle nett. Trotzdem merkt man manchmal, dass sie aus unterschiedlichen familiären Verhältnissen kommen. Das kann durchaus zu Spannungen zwischen den Schülern kommen, vorallem wenn es um ihre Pferde geht." Während ich sprach ging ich zu meinem eigenen Schreibtisch herüber, lehnte mich mit der Hüfte dagegen und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Die meisten kennen ihre eigenen Pferde sehr gut, unterschätzen aber manche Situationen und überschätzen ihr eigenes Können. Darauf müssen wir besonders achten, auch außerhalb des Unterrichtes."
"Wir können uns übrigens dutzen, wenn Sie mögen. Ich bin Raphael.", stellte ich mich ihr ein zweites Mal vor und lächelte freundlich. "Es gibt freie Auswahl. Jeder unbenutzte Schreibtisch kan beanschprucht werden." Ich machte eine Handbewegung in den Raum um dies zu verdeutlichen.
Ich beobachtete die Interaktion still und hielt mich eher im Hintergrund. Schließlich wollte ich die beiden nicht stören. Mein Blick glitt wieder zu meinem Chaos, was sich Schreibtisch nannte. Ich sollte wirklich mal aufräumen..
Ich lachte auf. "Ja das stimmt wohl." Als eine Frauenstimme hinter uns erklang, drehte ich mich halb um und erkannte die junge Frau von vorhin. "Ah, hallo auch!" Ich hob meine Hand zum Gruß und lächelte freundlich. Das gegenseitige Vorstellen würden die beiden schon allein schaffen.
Ich wusste nicht was ich von dieser Begeisterung und Freude halten sollte, die der kleinere Mann ausstrahlte, aber immerhin schien er sie nicht vorzutäuschen. "Genau, such dir einfach einen aus. So habe ich es zumindest gemacht und bis jetzt hat sich noch niemand beschwert." Ich lachte etwas und deutete auf den total zugepackten Schreibtisch. "Das Chaos dort drüben schimpft sich mein Eigen. Sorry für das Durcheinander, hätte ich gewusst, dass heute neue Kollegen kommen, dann hätte ich noch aufgeräumt."
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Wieder einmal blieb ich vor der Tür stehen. "Da wären wir. Das da sind die Kästen für jeden Lehrer. Du solltest regelmäßig nachschauen ob etwas für dich drin liegt, da Daniela kurzfristig gern mal einen Brief schreibt." Ich deutete auf die Kästen an der Wand, fummelte dann meinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und schloss zum zweiten Mal an diesem Tag das Lehrerzimmer auf. Ich ging hinein, trat dann aber einen Schritt zur Seite, damit Masch sich in Ruhe umsehen konnte. "Es ist nichts spektakuläres. Jeder hat seinen eigenen Schreibtisch und kann damit anstellen was er will."
Dass sich Masch so über das Zimmer und erst das Bad freute, war mir irgendwie unangenehm. "Ja das ist ein Bad. Jeder Mitarbeiter hat sein eigenes am Zimmer dran", erklärte ich und kratzte mir kurz nachdenklich den Bart. Als der junge Mann wieder voller Begeisterung zu mir kam musste ich schmunzeln. "Wenn es mir etwas ausmachen würde, dann hätte ich es nicht angeboten." Ein warmes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Irgendwie war der andere Lehrer schon.. putzig.
Vor der Tür des Zimmers blieb ich stehen und wannte mich zu dem jungen Mann um. "So, das ist dein Zimmer, ich hoffe, dass es dir einigermaßen gefällt. Zugegeben, es sind nicht die schönsten Zimmer, aber ich für meinen Teil bin eh mehr außerhalb." Ich lächelte und zeigte auf eine Tür, die etwas weiter von diesem Zimmer entfernt lag. "Das ist mein Zimmer, falls du etwas brauchst und mich sonst nirgends finden kannst."
Ich hatten den jungen Mann schweigend, aber mit einem Lächeln beobachtet. Wir brauchten mehr Lehrer, das stimmte und besonders welche von seiner Sorte. "Zu alt kann ein Pferd nie sein, wenn es gerne die Kutsche zieht", ich zwinkerte Masch zu und trat rückwärts auf den Flur hinter mir hinaus. "Komm, ich zeig dir alles. Daniela, wir sehen uns!" Zum Abschied hob ich kurz meine Hand in Richtung der Direktorin und machte mich schließlich auf den Weg.
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"Oh?" Jetzt war meine Neugier wirklich geweckt. Was das wohl für ein Pferd war? Als Daniela mich erneut zum Herumführen verkaufte, schmunzelte ich kurz. Ich hatte wirklich kein Problem damit, anderen alles zuzeigen, dennoch konnte ich mir wirklich etwas schöneres vorstellen. "Natürlich, das mache ich doch gerne."
Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit der Reaktion die Masch hatte. "Klar doch, wäre kein Problem für mich." Dass jemand so eine Begeisterung für Kutschen zeigte, war schon eine ganze Weile her gewesen. "Wenn es zeitlich bei dir passt, natürlich."
Großartig. Gerade kennengelernt und schon falsch benannt. "Kochen dürften einige Schüler nicht können, da sie gerade von zuhause ausgezogen sind. Dein Fach ist also von großer Wichtigkeit", meinte ich mit einem Zwinkern. "Ich unterrichte Theorie fürs Reiten und Kutschenfahren, sowie Kutschenfahrt in der Praxis. Sind nicht gerade die beliebtesten Fächer unter den Schülern um ehrlich zu sein." Verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf.
Wie ein Trottel staarte ich den um einiges kleineren Mann an, welcher sich mir vorstellte und dabei eine Freude ausstrahlte, die ich nicht in Worte fassen konnte. Langsam streckte ich ihm auch meine Hand hin. "Angenehm, Marsch. Ich bin ebenfalls Lehrer hier, Raphael Breuer mein Name." Ich schüttelte dem Kleinen die Hand. "Raph oder einfach nur Breuer tun es auch", erklärte ich. Da er mir einen Spitznamen anbot, hielt ich es nur für fair wenn ich dies auch tat. "Sie..Du.. bist für den Kochunterricht zuständig, oder hab ich da was vertauscht?"
Ich klopfte zweimal gegen die Tür und riss sie auch sogleich auf, wie immer. Jedoch blieb ich in der Tür stehen als ich fast einen jungen Mann (Masch) umrannte. Seine blauen Haare, als auch der ebenso blaue Pullover, blendeten mich fast. Überrascht sah ich erst ihn, dann die anderen beiden Personen (Nolan & Cassiopeia) und schließlich Daniela an. "Eh..Hallo.."
Ich hatte Hearthstone beobachtet wie er mit dem Wallach umging, als er schließlich die Box betrat und sich die beiden näher kamen, wannte ich mich beruhigt ab. Ich ging an ein paar Boxen vorbei und besuchte meine beiden Pferde. Sollte die Stimmung kippen, war ich immer noch in Hörweite. Meine beiden "kleinen", wie ich sie liebevoll nannte, hatten neugierig und aufmerksam die Ohren gespitzt, da sie die Stimmen der neuen Schüler gehört hatten. Dem Hengst, als auch dem Wallach gab ich das ein oder andere Leckerli und klopfte ihnen den Hals. Als ich fertig war und mich wieder zur Gasse drehte, waren die drei Schüler bereits verschwunden. Vermutlich machten sie auf eigene Faust die Umgebung unsicher. So machte ich mich auch wieder auf den Weg.
Ich ging vor, was allerdings nur ein paar Meter waren, da Nightstorm relativ weit am Eingang seine Box hatte. Der Rappe streckte seinen Kopf heraus, um mich zu begrüßen, begutachtete aber sogleich den Neuankömmling. "Das ist Heartstone", stellte ich den Schüler vor und kratzte dem Wallach kurz die Stirn. "Er ist taub, weißt du? Also wirst du gut auf ihn achten müssen. Ihr seid jetzt ein Team, okay?" Ich sprach mit dem Pferd, als würde es jedes Wort verstehen. Selbst wenn es dies nicht konnte, fand ich es wichtig, dies zu tun. Meine eigenen Pferde quasselte ich auch ständig zu. Ich sah wieder zu meinem Schüler, lächelte aufmunternd und nickte kurz, bevor ich mich ein paar Schritte entfernte. Sie sollten sich ersteinmal ganz in Ruhe und möglichst allein kennenlernen.
Ich nickte Felizia zu und sah ihr nach, wie sie zu ihrem Auto ging um ihre beiden Pferde zu holen. Sie bräuchte meine Hilfe dafür sicher nicht, aber wenn, war ich ja immer noch in Rufweite. Als die junge Frau mich wieder ansprach, wannte ich meinen gesamten Körper zu ihr. "Ah, dann müssen Sie die neue Lehrerin sein. Raphael Breuer, sehr angenehm Sie kennenzulernen!" Das "Du" würde ich ihr später anbieten, wenn wir ohne Schüler sein würden. "Ich hoffe Sie finden sich hier zurecht, ansonsten helfe ich oder die anderen Ihnen gerne sich zurechtzufinden, allerdings wäre ich fürs erste mit den neuen Schülern beschäftigt.", meinte ich in einem entschuldigenden Ton. Ich würde ihr gerne alles zeigen, doch lag meine Hauptsorge erst bei den Schülern, die ich nicht so einfach abschieben konnte und wollte. Als Ace ebenso ging, nickte ich bei ihm ebenfalls. "Alles klar." Ich sah zu Hearthstone und ein kleines, halbseitiges lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich winkte mit meiner Hand in seinem Sichtfeld, damit er mich bemerkte und nicht erschrak. Wollem wir?, fragte ich in Gebärdensprache und wartete geduldig auf seine Antwort. Er wirkte so nervös, ich hoffte, dass Nightstorm ihn etwas runter bringen würde. Ansonsten müsste ich meine Geheimwaffe auspacken. Bonar.
24.05.2020 17:27
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