Ich machte große Augen. „Dann kannst du ja quasi alles reiten. Ich saß noch nie auf einem Isländer!“ Das war ja jetzt mal wirklich cool! Sie konnte einfach alles reiten. „Oh ja! Ich freu mich auch schon richtig. An meiner alten Schule kam nur rein, wenn man ein gutes A-Niveau reiten konnte. Ich schätze aber, dass es hier anders ist“, überlegte ich.

Ich blickte etwas verschämt auf die Tischplatte und lächelte verlegen, als Lex so begeistert davon schien. Es stimmte zwar, ich war, als ich das erste Mal mit Pferden in Kontakt gekommen bin, sehr neugierig gewesen und hatte unbedingt alles rund ums Pferd und Reiten wissen wollen. Das hat sich auch in den darauffolgenden Jahren nicht geändert und so ist es dazu gekommen, dass ich irgendwann mal aus Neugier jeden Reitstil ausprobiert hatte. Wobei mir Pass und Tölt jetzt nicht so lag, aber das war nur reine Übungssache. Und natürlich brauchte man das richtige Pferd dazu. Auf Ninja könnte ich niemals diese Gangarten reiten, für die es sogar extra Wettbewerbsdisziplinen gab.
Ach... Ganz so würde ich das auch nicht sagen. Vielleicht habe ich schon mal jeden Reitstil ausprobiert, aber Springen und Dressur liegt mir dafür gar nicht. Auch wenn ich es einmal im Zuge meiner Ausbildung gelernt habe. Aber setz dich mal auf Ninja und versuche, mit ihr über ein Hindernis zu kommen, wandte ich dann grinsend ein, wenn ich so an meine Missouri Foxtrotter Stute dachte. Sie war natürlich kein ausgebildetes Springpferd und hielt von hohen Hindernissen auch nicht sehr viel.
Aber wenn du willst, kannst du dir gerne einmal Vinur ausleihen. Er braucht eine starke Hand und jemanden, der sich durchsetzen kann - aber im Grunde ist das bei fast jedem Pferd wichtig.
Als Lex etwas von den Aufnahmebedingungen ihrer alten Schule redete, hörte ich ihr aufmerksam zu, da ich schon interessiert war zu erfahren, wie es wohl an anderen Schulen so gehandhabt wurde. Immerhin war die Storm Rider Academy mein erster Arbeitsplatz, wo ich tatsächlich etwas mit Pferden zu tun hatte.

Ich lachte leicht. „Ja, ich kenne da auch so ein Pferd. An dem Stall, an dem ich reiten gelernt habe und wo dann auch Lanajo zu mir kam, gab es ein Dressurpferd, was partout nicht springen wollte. Im Freispringen ging’s, aber niemals mit Reiter drauf. In der Dressur hingegen lief die Stute wirklich toll“, erzählte ich. Ja, die Stute war schon speziell gewesen, ließ sich nicht viel sagen, aber war niemals böse dabei.
„Ich bin ehrlich gesagt ein Fan von „schwierigeren“ Pferden. Mir ist das zu langweilig, wenn ich mich da drauf setze und das Pferd bereitwillig und ohne zu hinterfragen alles macht, was ich von ihm will“, gab ich dann zu.

Ich lächelte ebenfalls, als Lex mir eine kurze Geschichte von einem Dressurpferd erzählte, dass mit Reiter nicht springen wollte. Es war schon unglaublich spannend, bei Pferden die unterschiedlichen Charakterzüge erkennen zu können und das bewies wiederum, das Pferde keine willenlosen Sportgeräte waren, was viele leider zu glauben schienen.
Dann wird Ninja wohl nichts für dich sein, dachte ich amüsiert, als Lex mir erklärte, dass sie schafsbrave Pferde nicht so gern mochte. Meine Ninja war nämlich genau das. Vermutlich würde sie mir tatsächlich noch springen, wenn ich sie dazu antreiben würde, doch ich würde niemals riskieren, dass sie sich verletzte. Nur war sie eben wirklich arbeitswillig und wollte ihrem Reiter immer alles recht machen - das perfekte Anfängerpferd.
Dann wäre Vinur ja tatsächlich etwas für dich, grinste ich und dachte dabei an den sturen Isländer.
Als schwierig würde ich ihn jetzt nicht beschreiben, doch er ist ziemlich stur, eigenwillig und wenn er merkt, er hat einen Anfänger auf dem Rücken, dann macht er meistens Späßchen auf Kosten der Reiter. Aber ansonsten ist er sehr arbeitswillig, beschrieb ich den kleinen Wallach und lächelte so in mich hinein, wie ich es immer tat, wenn ich von meinen Pferden sprach.

Ich grinste. „Genauso ist Lanajo auch. Wenn der merkt, da sitzt jemand drauf, der Anfänger ist oder nicht gut reiten kann, wird der Reiter meist abgeworfen. Kurioserweise ist er ein absolutes Schaf bei jüngeren Reitern, die mal ganz schlimm geflogen sind und eigentlich eine riesengroße Angst haben“, erzählte ich von Lanajo. Mein Pferd verstand nicht mal ich immer.

Ich nickte lächelnd und nahm zwischendurch wieder mal einen Schluck von meinem Kaffee.
Schon komisch, wie Pferde manchmal zu spüren scheinen, wenn es einem schlecht geht. Sie sind echt sensible Tiere, stimmte ich Lex zu. Manchmal da verwirrten mich meine beiden Hündchen auch etwas. Vor allem Vinur, der sich vor Fremden oft von seiner besten Seite zeigte und ansonsten Mätzchen machte, wenn wir allein waren. Doch eigentlich war der Wallach ein Arbeitstier und brauchte viel Bewegung, weshalb ich ihn heute vermutlich noch reiten würde. Ansonsten wäre er die nächsten Tage wieder vollends aufgedreht und energievoll.
Wie gesagt, mein Angebot steht. Du kannst ihn dir gerne einmal zumuten, wiederholte ich mich und überlegte dann kurz.
Vielleicht sollte ich dann auch einmal beginnen, meinen Unterricht vorzubereiten, so eine schlechte Idee ist das nämlich gar nicht, grinste ich, denn ich konnte manchmal etwas verpeilt und vergesslich sein, weshalb Vorbereitung und Organisation alles bei mir war.

Nickend stimmte ich zu. „Pferde ... generell Tiere sind schon sehr empfindsame Wesen. Gerade das liebe ich so an ihnen“, meinte ich. „Darauf komme ich bestimmt zurück, wenn wir uns hier ein wenig eingelebt haben“, ging ich dann auf ihr Angebot ein. „Vorbereitung ist schon gut, aber manchmal klappt es mit der Vorbereitung nicht, da muss man dann im Unterricht improvisieren.“ Auch solche Fälle gab es.

Das stimmt, nickte ich zustimmend und dachte daran, wie oft ich im Unterricht schon improvisiert hatte.
Schüler sind eben unberechenbar, grinste ich dann amüsiert.
Und Pferde sowieso. Aber die Arbeit mit ihnen ist jedes Mal wieder spannend und abwechslungsreich. Es wird nie langweilig. Hast du dich denn schon ein wenig hier eingelebt?, fragte ich dann noch interessiert, da es am Anfang schwer sein konnte sich in fremder Umgebung zurechtzufinden.

„Oh ja. Vor allem, wenn man Pferde hat, die temperamentvoll sind. Dann wird’s lustig“, stimmte ich grinsend zu. „Es geht. Ich hab noch nicht viel gesehen. Ein paar Schülern bin ich schon begegnet und ein wenig vom Hof habe ich auch gesehen. Aber in der Regel lebe ich mich an solch schönen Orten sehr schnell ein“, antwortete ich. „Wie lange bist du schon hier?, fragte ich dann neugierig.

@Theresa Grace

Ja. Hier ist es echt wunderbar! Ich habe mich, als ich hierher gekommen bin, binnen 2 Tagen wie zu Hause gefühlt. Ich lächelte zuversichtlich.
Bei Lex' nächster Frage strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und nippte kurz an meinem Kaffee, der mittlerweile bereits etwas abgekühlt war
Schon etwas länger. Ungefähr 4 oder 5 Jahre. Wenn du also mal Fragen zu irgendetwas hast... gerne her damit! Ich lächelte freundlich, auch wenn ich mich keinesfalls aufdrängen wollte.

„Wenn man nach so einer Zeit immer noch sagen kann, man fühlt sich wie zuhause, dann kann das hier wirklich nicht der falsche Ort sein“, meinte ich lächelnd. Es klang schön, wie Theresa das so sagte. „Auf das Angebot komme ich bestimmt mal drauf zurück, danke!“ Ich hatte meinen Latte Macchiato schon ausgetrunken, weswegen ich aufstand, um die Tasse in die Spülmaschine zu stellen, als es klopfte. Leicht überrascht ging ich zur Tür und öffnete diese. Davor stand ein Mädchen (Luca), welchem ich bisher noch nicht begegnet war. „Hallo“, grüßte ich sie lächelnd.

Ich nickte zustimmend bei Lex' Worten und trank dann meinen Kaffee aus, während sie aufstand um ihre Tasse wegzubringen.
Gerade wollte ich noch etwas sagen, da wurde überraschend an die Tür klopft, ehe selbige gleich darauf vorsichtig aufgeschoben wurde.
@Luca Kingleaf, eine der Schülerinnen hier, trat ein und ich begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln, bevor ich aufstand und zur Spüle ging.
Schnell stellte ich meine Tasse hinein, damit ich mich wieder zu dem Mädchen umdrehen konnte.
Hallo. Kann man dir irgendwie helfen?, fragte ich sie und wartete dann auf eine Antwort.