Ich ließ mir meinen Unmut nicht anmerken. Doch...sowas hasste ich. Ich seufzte leise und stieg ab. Dann ließ ich Lae trinken und setzte mich gemütlich auf einen Stein und genoss die Sonne. Ich sah aus, als hötten wir gerade eben nicht ein sehr ... Ungemütliches Thema gehabt. Ich beobachtete den Fluss scheut Nox vor Wasser? fragte ich einfach drauf los. Lae bekam ich nicht durch Flüsse. In Seen ja...aber nicht in Flüsse. Manchmal war sie seltsam. Aber das mochte ich an der Stute.

<< kommt von: Wald

Das erste, was ich zwischen den Bäumen erkennen konnte, war Wasser. Übrigens hörte man das auch sehr gut. Ein Fluss. Ich ritt etwas näher ans Ufer und sah gerade noch, wie Geneviève von ihrem Pferd abstieg und sich auf einen Stein setzte. Laetus trank derweil nicht weit entfernt. Ich hielt Nox an und wog kurz die Situation, gemischt mit meinen Gefühlen, die immer noch leicht brodelten wegen vorhin, ab und beschloss dann, ebenfalls eine kurze Pause einzulegen. Ich saß ab und lockerte erst einmal den Sattelgurt von Noctis. Er schnaubte zufrieden, dann hielt er mir seinen Kopf hin.
Tut mir leid, Junge, aber ich hab kein Zaumzeug dabei. Du musst wohl mit der Trense auskommen. Ich lächelte leicht und kraulte den Rappen dann zwischen den Ohren. Nox stupste mich aufmunternd an, dann gab ich ihm einen Klaps auf die Kruppe und er schritt zu dem kühlen Nass, um sich ebenso wie Laetus an dem Wasser zu bedienen.
Ich blieb stehen und sah meinem Pferd hinterher. Wegen vorhin war ich abgeneigt, mich zu dem Mädchen auf den Stein zu gesellen, weshalb ich einfach blieb, wo ich war.
Nur leise und gedämpft von dem Tosen des Flusses drang schließlich ihre Frage an mein Ohr. Kurz überlegte ich, ob ich sie einfach ignorieren sollte und so tun, als hätte ich sie nicht gehört, dann aber entschied ich mich doch anders. Auch wenn ich noch sauer war, Geneviève konnte ja nicht ahnen, wie sehr mich meine Vergangenheit noch im Griff hatte - und meine Gegenwart erst! Sie wusste nichts über mich und ich nichts über sie. Sie jetzt anzugiften wäre eine Möglichkeit, aber sicher nicht das Richtige. So bin ich nicht erzogen worden.
Also drehte ich mich zu ihr um und versuchte mich an einem versöhnlichen Grinsen - ob es nun gelang oder nicht, konnte ich nicht sagen.
Nicht, dass ich wüsste. Was wäre er sonst für ein Springpferd, wenn er vor Wasser scheuen würde?, fragte ich zurück und spielte mit meiner Aussage auf die Wassergräben an, die es durchaus auch mal galt zu überspringen.

Ich klopfte einfach neben mich. schon. Kann ja trotzdem sein, das er es nicht mag. meinte ich und drehte meinen Kopf zu ihm. Sag mal...was liebst du so am Springen fragte ich ihn, wirklich neugierig. Ich mochte es nicht und seine Einstellung fand ich seltsam...doch so war eben jeder anders und damit musste man klar kommen.

Ich folgte Genevièves Zeichen, als sie mit der Hand auf den Stein neben sich klopfte und ging dann langsam auf sie zu. Schließlich setzte ich mich einfach neben sie.
Stimmt. Ich weiß es nicht, da ich es noch nie probiert habe. Ich überlegte, was ich dann sagen sollte.
Ich denke mein Vater hätte mich umgebracht, wenn ich mit einem seiner wertvollen Pferde schwimmen gegangen wäre. Ich grinste und diesmal klang ich nicht so bitter. Dann wandte ich meinen Blick dem Fluss zu, an dem unsere Pferde Seite an Seite standen. Nox hatte mittlerweile aufgehört zu trinken und den Kopf zum Grasen gesenkt. Das Gebiss würde nachher wieder aussehen! Und ich durfte es waschen. Was für eine Freude.
Ich horchte auf, als mir Geneviève erneut eine Frage stellte, wandte die Augen aber nicht von meinem Ausblick an. Ich überlegte. Das war keine schlechte Frage. Was faszinierte mich so an diesem Sport? Die Arbeit mit den Pferden? Das berauschende Gefühl des Fliegens? Oder war ich nur von Klein auf dazu getrimmt worden? Ich seufzte leise, bevor ich antwortete:
Ich bin ins Springen hinein geboren. Mein Vater war ein bekannter Turnierspringer, bis er meine Mutter kennengelernt hat und wir Kinder gekommen sind. Er wollte nie mit dem Springen aufhören, doch dann war mein Opa plötzlich gestorben und hatte ihm eine riesige Pferdezucht hinterlassen. Ich denke dass war dann der Punkt, an dem er sich entscheiden musste. Er hatte das Springen geliebt und vielleicht will er deshalb, dass ich so werde wie er. Ich weiß es nicht. Ich zuckte mit den Schultern und merkte erst dann, als ich fertig gesprochen hatte, dass das ihre Frage nicht im geringsten beantwortete. Ich grinste verlegen.
Sorry...das war nicht das, was du wissen wolltest. Ich warf ihr einen Blick zu.
Ich glaube es ist das Gefühl. Nicht das, nach einem Sieg und schon gar nicht das, nach einer Niederlage. Viel mehr das, wenn man vorm Absprung steht. Das Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter. Der Moment, wenn du denkst, fliegen zu können. Wenn kein Hindernis zu hoch scheint. Ich wandte mein Gesicht versonnen dem Wind zu und merkte, wie meine Stimme verträumter wurde. Dann fasste ich mich schnell wieder, um mich nicht komplett zu blamieren.
Aber was interessiert es dich? Es wäre dasselbe, wenn ich dich frage, warum dich die Pferderennen so faszinieren.

Ich schmunzelte ich beschwere mich nicht. Je mehr du erzählst, desto eher verstehe ich dich meinte ich lächelnd. Als er das Gefühl beschrieb, lächelte ich verträumt. Genausongeht es mir auf der Strecke. Es scheint, als ob nichts zu lang wäre und keine Zeit zu kurz meinte ich verträumt aber wieso sollte ich dich nicht fragen. Es ist doch ein wichtiger Teil von dir. Und da ich dich jetzt kenne, möchte ich das wissen um dich kennenzulernen meinte ich kichernd

Ich warf Geneviève einen verstohlenen Blick zu, als sie nun zu erzählen begann. Ich glaube kaum, dass du meine Gründe verstehen wirst...
Kann sein, dass es ein wichtiger Teil von mir ist...aber noch wichtiger ist es für meinen Vater. Ich schüttelte die Gedanken innerlich beiseite. Ich liebte es zu springen - das allein sollte der Grund sein, warum ich es tat. Ich liebte es auch zu gewinnen. Mit Noctis eine Kleinigkeit. Er war eben das beste Springpferd, das ich kannte.
Du kennst mich nicht..., dachte ich, als sie wieder zu kichern begann und wollte ihr das auch sagen, ließ es dann aber bleiben. Stattdessen stand ich auf und ging ein paar Schritte auf unsere Pferde zu. Sie wirkten so friedlich.
Reiten wir zurück? Ich sollte eigentlich Ferox noch reiten..., begann ich, während ich mir die Zügel von Nox schnappte und seinen Kopf vom Boden hochzog.
Genug gefuttert. Komm jetzt. Ich stellte mich auf seine linke Seite und machte mich am Sattelgurt zu schaffen, um ihn wieder etwas enger zu schnallen. Dann warf ich Geneviève einen kurzen Blick zu.

Ich schüttelte den Kopf. so meinte ich das auch nicht Raph. Wirklich kennen tut sich der Mensch selbst nicht mal. Ich meine eher damit, das ich deinen Namen, dein Gesicht kenne meinte ich gespielt schmollend und stand auf okay. Ich muss eh noch die Box ausmisten meinte ich summend und hüpfte zu Lae. Diese spielte kurz schnaubend mit den Ohren. Aber vorher machen wir einen Abstecher auf der Bahn meinte ich und wartete grinsend auf Raphi.

Ein leises Grinsen schlich sich in mein Gesicht, als Geneviève einfach begann, sich zu rechtfertigen. Ich hatte ihr ja gar nichts vorgeworfen. Ob sie es daraus gedeutet hatte, dass ich so schnell das Thema gewechselt hatte?
Ich kontrollierte noch kurz die Trense und rückte sie zurecht, da sie während der kurzen Pause etwas verrutscht war, dann packte ich die Zügel, stellte den linken Fuß in den Steigbügel und schwang mich auf Nox' Rücken. Er schnaubte kurz und spitzte neugierig die Ohren. Es schien fast so, als würde er sich freuen, dass es weiter ging.
Von mir aus. Aber mach schnell, wenn du dein Pferd über die Rennbahn scheuchst, sagte ich zu Geneviève und wartete, bis sie die Führung übernehmen würde. Nox stand in der Zwischenzeit so ruhig wie eine Statue.

Ich schmunzelte musst ja nicht warten sagte ich, streckte ihm die Zunge raus und ließ Lae in einen Galopp gehen

---> Rennbahn

Ich machte einen empörten Gesichtsausdruck, als sie mir die Zunge rausstreckte. Waren wir hier im Kindergarten?
Du bist kindisch!, rief ich ihr nach, glaubte aber nicht, dass sie mich gehört hatte. Seufzend ließ ich Nox längere Zügel und brauchte gar nicht mehr viel tun. Wie von selbst fiel er in einen holprigen Trab und danach sofort in einen Galopp, der darauf abgestimmt war, Geneviève und ihre Stute schnellstmöglich einzuholen. Ich ließ ihn einfach machen und er folgte ihnen.

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